composing

Ich sehe was, was Du nicht siehst.
Digitale Bildbearbeitung als Mittel zur Gestaltungsoptimierung.

Mit dem Sehen ist das so eine Sache, denn Sehen ist ein Zustand und sagt noch nichts über das Erkannte aus, das beim Wahrnehmen eines Bildes, eines Gegenstandes oder einer Szenerie im Kopf des Betrachters entsteht. „Die Wahrheit liegt beim Empfänger“ ist ein beliebter Satz aus der Werbung und beschreibt treffend, warum ein und dasselbe Wahrgenommene von jedem betrachtenden Empfänger anders interpretiert wird und folglich auch einer höchst subjektiven Wahrnehmung entspricht. Je unklarer die wahrgenommene Botschaft, desto bandbreiter ist die Interpretationsmöglichkeit des Wahrgenommenen. Folglich lag es seit den Anfängen der darstellenden Kunst (und dazu gehört auch die Fotografie) schon immer im Interesse des bildgebenden Absenders, eine möglichst eindeutige Botschaft zu senden. Als Erzeuger dieser Botschaft ist er allerdings in der Lage, diese zu präzisieren und zu steuern. Das gilt ganz besonders seit der Erfindung der elektronischen Bildbearbeitung. Vieles, was unsrere sichtbare Welt zeigt, ringt zeitgleich mit der eigentlichen Botschaft um unsere Aufmerksamkeit, verwässert sie oder lässt sie gleich völlig im Trubel der Reizüberflutung untergehen. Folglich führt in der Regel kein Weg an der Notwendigkeit vorbei, auf das wesentliche Merkmal eines Bildes so gut wie möglich zu fokussieren. Dies gilt bei der Anfertigung eines Porträts genauso wie für ein Landschaftsbild und beginnt in der Fotografie bei der Wahl der Tiefenschärfe, der Farbigkeit und des Bildausschnitts und hört bei der Entfernung von unliebsamen Störelementen noch lange nicht auf. 
Ich habe dieses Thema in meinem Buch CaO – Die fünfte Dimension ausführlich behandelt.

Manchmal lässt sich eine Botschaft oder eine Bildidee auch gar nicht mit einem einzigen Bild umsetzen, weil die Idee zwar gut, aber leider so realitätsfern ist, das sie in einer One-Shot-Aufnahme einfach nicht zu realisieren ist. Das Unmögliche möglich zu machen und dabei trotzdem maximale Realität vorzutäuschen ist eines meiner Spezialgebiete und natürlich eine Aufgabe, die mittels „Composing“ mehrerer Einzelaufnahmen bestens realisierbar ist.